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1992-01-09
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5KB
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91 lines
Der FoeBuD.
Historisch. Futuristisch.
In der vom Land Nordrhein-Westfalen geförderten Ausstellungsreihe
Interregionale Mehrwert Vorstellung der Galerie Art d'Ameublement
wurde 1985 zum ersten Mal ein Computerclub als Kunstwerk ausgestellt:
Der Chaos Computer Club. Die Hamburger zeigten Apfelmännchen
(grafische Darstellung von Chaostheorien) und die Möglichkeiten der
weltweiten Datenkommunikation via Computernetzwerk. Die Veranstaltung
brachte viel Echo und zeigte, wieviel kratives Potential im Bereich
Technik, Wissenschaft und Neuen Medien es aufzuspüren gibt. Daraufhin
konzipierten Rena Tangens und padeluun von Art d'Ameublement zusammen
mit Corinna Luttmann vom Bielefelder Bunker Ulmenwall die monatliche
Veranstaltung PUBLIC DOMAIN. PUBLIC DOMAIN heißt "öffentlicher
Bereich", auch wenn es inzwischen allgemein als Begriff für 'billige'
SoftWare verstanden wird. Von Anfang an waren diese Veranstaltungen
ein großer Erfolg und sie entwickelten sich zu dem Treffpunkt der
entstehenden Bielefelder Scene. Nach einiger Zeit wurden Vorträge und
Aktionen zu verschiedenen Themen in die Veranstaltungen integriert.
Tobias Layer, Hamburg, zeigte das Verschlüsseln mittels DES; Bernd von
den Brincken, Institut für Kommunikation, Köln, verwies auf Künstliche
Dummheit bei neuronalen Computern und jüngst dachte er laut über
Cyberspace, Simstim und die Möglichkeit von grafischen MailBoxen nach;
Udo Schacht- Wiegand, Hannover, demonstrierte die Verwendung von
Umwelt- Datenbanken; Steffen Wernery, Hamburg, berichtete über seine
Erfahrungen als Anbieter mit Btx; Hans Hübner, Berlin, erklärte die
GNU-Idee; Heiko Idensen, Verein für visuelle Kommunikation, Hannover,
präsentierte PooL-Processing; Dr.phil. Werner Künzel, Berlin,
referierte über Raymundus Lullus, den geheimen Erfinder der
Computertheorie im 13.Jahrhundert und Saskia Fischer, Sücrates,
Stuttgart, demonstrierte Datenfunk mit Packet Radio. Der Münchner
Rechtsanwalt Günter Freiherr von Gravenreuth erklärte die Unterschiede
von Share-, Freeware und Public Domain und - in einem weiteren
referierte er über die rechtlichen Konsequenzen bei der Verbreitung
von Viren. Weitere Themen waren CD-ROM-Datenbanken, Midi, Computer und
behinderte Menschen, Meinolf Schneider zeigte seinen Programmierstil,
Thomas Barth referierte über Computer und Psyche, die Austronautin
Dipl.-Ing.Claudia Kessler erzählte über 30 Jahre Raumfahrt und Ihren
Traum vom Mit-Fliegen und und und.
Die Besucherzahlen steigen und steigen. Längst hat sich
herumgesprochen, daß die PUBLIC DOMAIN keine Veranstaltung 'for freaks
only' ist, sondern jedesmal ein gesellschaftliche Ereignis, das den
Rahmen des Üblichen sprengt. Viele Menschen reisen z.T. erheblich mehr
als hundert Kilometer weit an. Von den Aktiven vor Ort wurde dann so
nebenbei der FoeBuD e.V. (Verein zur Förderung des öffentlichen
bewegten und unbewegten Datenverkehrs) gegründet. Mitglieder und
Nichtmitglieder treffen sich dienstags zu einer lockeren
Gesprächsrunde, in der die Themen aufgearbeitet und neue Ideen
ausgebrütet werden. Bereits heute finden wir in vielen Projekten Ideen
und Mitarbeiter aus Bielefeld. Und umgekehrt.
Und so entsteht in Bielefeld ein Kristallisationspunkt verschiedener
Interessen, Fähigkeiten und Talente. Für einige bietet der FoeBuD den
essentiellen Freiraum zum Experimentieren, für andere ist er ein
Berufs(er)findungslabor oder eine innovative Soft'Ware'-Schmiede.
Wieder andere freuen sich über Wortkreationen wie "Feminines Computer-
Handling". Eine Bielefelder Zeitung sprach davon, daß hier der
Expertennachwuchs der Region gemacht wird - danke - und Art
d'Ameublement setzt den Schwerpunkt natürlich auf den künstlerisch-
kulturell-kreativen Umgang mit Technik und Information. Die Drähte der
weltweiten INFERMENTAL-Vernetzung (ein jährlich erscheinendes
internationales Videokunstmagazin, jetzt aber mittlerweile
eingestellt) laufen hier zusammen, die Künstler von PooL-Processing
(Hannover) experimentieren mit der FoeBuD-eigenen MailBox //BIONIC an
einer interaktiven Kunstdatenbank auf Hypertextbasis; zusammen mit dem
Media-Lab von Van Gogh TV und "Minus Delta t" wird die Übertragung von
einem Medium ins andere (z.B. MailBox als Rückkanal für Fernsehen oder
Radio) erprobt - so zum Beispiel aufder Ars Electronica 1990 in Linz
mit der siebenteiligen Fernsehshow "Hotel Pompino".
Es gilt, eine umfassende Konzeption mit Modellcharakter zu entwickeln,
die aufzeigt, wie in Zukunft innovative Ideen, jugendlicher Elan und
Geist zur Entfaltung gebracht werden können. Diese Arbeit können Sie
unterstützen: Spenden und Fördermitgliedschaften sind genauso wichtig
wie das Einbringen von eigenen Ideen und eigener Energie!
Die Kontaktadresse: FoeBuD e.V., c/o Art d'Ameublement, Marktstr.18,
D-4800 Bielefeld 1, #T (05 21) 17 52 54 (voice),
//BIONIC-MailBox: (05 21) 17 11 88 (300/1200/2400-8-N-1)
Konto 21 29 799 bei der Sparkasse Bielefeld (BLZ 480 501 61)